300 Rally - mit Haupständer und anderem
Verfasst: Sonntag 23. Juli 2023, 23:03
*** Betreff durch Moderator geändert ***
Hallo, Voge-Freunde,
zunächst vorstellen: Ich bin der Klaus aus dem südöstlichen Umland Münchens und habe seit Mitte Mai eine Voge 300 Rally mit derzeit 1300 km. Ich schraube viel an meinen Motorrädern und habe dazu eine entsprechende Werkstatt und rund 50 Jahre Erfahrung. Die Voge ist für meine Touren in den italienischen Seealpen bestimmt und wird wahrscheinlich in Italien bleiben. Ich brauche sie auch als Zubringermaschine für ein Haus dort, das nur so oder zu Fuß erreichbar ist.
Grundsätzlich bin ich mit der Maschine hochzufrieden, allerdings gibt es für diesen Einsatz einiges zu verbessern. Ich fange mal an:
1. Hauptständer: Ein Motorrad ohne Hauptständer wollte ich eigentlich garnicht mehr kaufen. Da die Voge aber verwendbare Aufnahmen am Rahmen unten hat, habe ich mir einen selbst gebaut auf Basis eines auf ebay verfügbaren Universal Hauptständers. War viel Arbeit, funktioniert aber prächtig und macht mir viel Freude. Zum leichteren Aufbocken habe ich die linke Soziusraste umgedreht, jetzt taugt sie als klappbarer Aufbockgriff, sollte doch mal jemand mitfahren, ist das in wenigen Sekunden wieder umgesteckt. 2. Werkzeugbox: Die aus dem Netz bekannte Tooltube passt perfekt links symmetrisch zum Auspuff und nimmt weiteres Werkzeug auf, das zum Räderausbau und Reifenwechsel benötigt wird. Schon dreimal bin ich in den Bergen auf der LGKS mit Reifenpanne liegen geblieben, das erste Mal ohne Flickzeug, danach nie wieder ohne. 3. Schalthebel: Über den ist schon einiges geschrieben worden, keine Ahnung, für welche Füße der passen soll. Ich habe ihn mir einfach passend zurecht gebogen. Viel wichtiger aber: zwei Bohrungen, die eine Sollbruchstelle schaffen, damit im Fall des Falles der Hebel bricht und nicht die Schaltwelle. 4. Hauptschalter: Wenn die Maschine in Italien monatelang stillgesetzt wird, muss ich sicherstellen, dass als Brandschutz kein Strom – warum auch immer – fließen kann. Deshalb wurde der Masseanschluß der Batterie mit einem Hauptschalter versehen. Im Foto ohne Isolation, in der Praxis mit einem Gummischlauch darum. 5. Handbremshebel: Der passt auch nur für Hände, groß wie Bratpfannen. Ich habe den Nocken, der den Kolben der Bremspumpe betätigt, entsprechend abgefeilt, so dass der Druckpunkt für mich passt. Dann kann es aber passieren, dass das Bremslicht an bleibt, weil der Schalter nicht mehr betätigt wird. Mit einer entsprechenden Unterlage oder einem kleinen Bolzen an der Schaltfläche des Bremshebels funktioniert das aber auch wieder. 6. Licht: Die beiden 35W-Birnen sind Mist, übliche 55/60W-Birnen habe ich versucht, bringt nicht mehr, aber reduziert die Leistungsreserven im Bordnetz, die ich für Anderes benötige. Die aktuellen 200%-Birnen halten höchstens ein Jahr, jedesmal zwei pro Jahr erneuern ist teuer. Ich habe als Ergänzung zwei LED-Nebelscheinwerfer von Motea verbaut, ergeben eine Top-Nahfeldausleuchtung, besonders wichtig im Gelände und brauchen nur wenig Strom. Die beiden Hauptscheinwerfer waren überdies ganz falsch eingestellt. Mittig innen im Cockpit ist ein Versteller dafür, den man angeblich mit einem großen Kreuzschlitzschraubendreher von unten verstellen kann, ich komme da nicht ran und man kann auch nichts sehen, habe mir aus einer 10er-Nuss und einer Kreuzgriffmutter eine Einstellhilfe gebaut, die immer im Bordwerkzeug bereit liegt. 7. Noch mehr liste ich nur: Heizgriffe, Klappspiegel, Stahlbus-Entlüfterventile, kleiner Topcase (sieht blöd aus, ich weiß, aber geht nicht ohne), Kettenöler, Uhr und Steckdose. Ritzel ein Zahn größer, ein Muss, wenn man auch Straße fährt. Grundsätzlich finde ich den Ansatz mit der kurzen Übersetzung prima fürs Gelände, die Voge-Konstrukteure zeigen dadurch viel Vertrauen in ihren Motor, weil sie damit hohe Dauerdrehzahlen zulassen. Normalerweise sind die Mopeds eher zu lang übersetzt.
1000km-Inspektion habe ich selbst gemacht inkl. Ventilspiel, alles sehr einfach und prima zugänglich. Auch die Verkleidung ist ruckzuck herunter. Ölfilter HiFlo HF 112, wie bei der Kawa KLX 300, das war wohl die Kopiervorlage für die Voge. Der Motor hat Tassenstößel, die verstellen sich in Praxis so gut wie nie. Schläge aus der Gabel kamen bei mir durch falsch eingestellte Lenklager, die hatten zu viel Spiel. Die Einstellung ist etwas fummelig, aber jetzt passt es. Das Vorderrad war nicht ausgewuchtet, da fehlten 30 Gramm, beides zusammen wird wohl bei manchen Ursache der Fahrwerksunruhen sein. Zur Voge gehört nicht nur ein deutsches, sondern auch ein englisches Bedienerhandbuch, das ist völlig anders aufgebaut, viel ausführlicher und enthält auch einige Infos und Daten zur Wartung.
Hier noch ein Tipp, für alles die es nervt, wenn immer die Entlüfter-Flasche beim Bremsenentlüften umfällt: Ich finde die Maschine toll, die Straßen- und Geländeeigenschaften sind prima, das Preis-/Leistungsverhältnis stimmt. Nur zwei Sachen stören mich wirklich: Die Sache mit den Reifengrößen, weil wir am Ende damit völlig unnütz den TÜV bereichern müssen und der magere Rostschutz. So manches ist nur dünn mit Lack überzogen, z. B. der Auspuff, und wird wohl bald nicht mehr schön aussehen.
Langer Beitrag – danke allen, die bis jetzt gelesen haben, für euer Interesse!
Viele Grüße
Klaus
Hallo, Voge-Freunde,
zunächst vorstellen: Ich bin der Klaus aus dem südöstlichen Umland Münchens und habe seit Mitte Mai eine Voge 300 Rally mit derzeit 1300 km. Ich schraube viel an meinen Motorrädern und habe dazu eine entsprechende Werkstatt und rund 50 Jahre Erfahrung. Die Voge ist für meine Touren in den italienischen Seealpen bestimmt und wird wahrscheinlich in Italien bleiben. Ich brauche sie auch als Zubringermaschine für ein Haus dort, das nur so oder zu Fuß erreichbar ist.
Grundsätzlich bin ich mit der Maschine hochzufrieden, allerdings gibt es für diesen Einsatz einiges zu verbessern. Ich fange mal an:
1. Hauptständer: Ein Motorrad ohne Hauptständer wollte ich eigentlich garnicht mehr kaufen. Da die Voge aber verwendbare Aufnahmen am Rahmen unten hat, habe ich mir einen selbst gebaut auf Basis eines auf ebay verfügbaren Universal Hauptständers. War viel Arbeit, funktioniert aber prächtig und macht mir viel Freude. Zum leichteren Aufbocken habe ich die linke Soziusraste umgedreht, jetzt taugt sie als klappbarer Aufbockgriff, sollte doch mal jemand mitfahren, ist das in wenigen Sekunden wieder umgesteckt. 2. Werkzeugbox: Die aus dem Netz bekannte Tooltube passt perfekt links symmetrisch zum Auspuff und nimmt weiteres Werkzeug auf, das zum Räderausbau und Reifenwechsel benötigt wird. Schon dreimal bin ich in den Bergen auf der LGKS mit Reifenpanne liegen geblieben, das erste Mal ohne Flickzeug, danach nie wieder ohne. 3. Schalthebel: Über den ist schon einiges geschrieben worden, keine Ahnung, für welche Füße der passen soll. Ich habe ihn mir einfach passend zurecht gebogen. Viel wichtiger aber: zwei Bohrungen, die eine Sollbruchstelle schaffen, damit im Fall des Falles der Hebel bricht und nicht die Schaltwelle. 4. Hauptschalter: Wenn die Maschine in Italien monatelang stillgesetzt wird, muss ich sicherstellen, dass als Brandschutz kein Strom – warum auch immer – fließen kann. Deshalb wurde der Masseanschluß der Batterie mit einem Hauptschalter versehen. Im Foto ohne Isolation, in der Praxis mit einem Gummischlauch darum. 5. Handbremshebel: Der passt auch nur für Hände, groß wie Bratpfannen. Ich habe den Nocken, der den Kolben der Bremspumpe betätigt, entsprechend abgefeilt, so dass der Druckpunkt für mich passt. Dann kann es aber passieren, dass das Bremslicht an bleibt, weil der Schalter nicht mehr betätigt wird. Mit einer entsprechenden Unterlage oder einem kleinen Bolzen an der Schaltfläche des Bremshebels funktioniert das aber auch wieder. 6. Licht: Die beiden 35W-Birnen sind Mist, übliche 55/60W-Birnen habe ich versucht, bringt nicht mehr, aber reduziert die Leistungsreserven im Bordnetz, die ich für Anderes benötige. Die aktuellen 200%-Birnen halten höchstens ein Jahr, jedesmal zwei pro Jahr erneuern ist teuer. Ich habe als Ergänzung zwei LED-Nebelscheinwerfer von Motea verbaut, ergeben eine Top-Nahfeldausleuchtung, besonders wichtig im Gelände und brauchen nur wenig Strom. Die beiden Hauptscheinwerfer waren überdies ganz falsch eingestellt. Mittig innen im Cockpit ist ein Versteller dafür, den man angeblich mit einem großen Kreuzschlitzschraubendreher von unten verstellen kann, ich komme da nicht ran und man kann auch nichts sehen, habe mir aus einer 10er-Nuss und einer Kreuzgriffmutter eine Einstellhilfe gebaut, die immer im Bordwerkzeug bereit liegt. 7. Noch mehr liste ich nur: Heizgriffe, Klappspiegel, Stahlbus-Entlüfterventile, kleiner Topcase (sieht blöd aus, ich weiß, aber geht nicht ohne), Kettenöler, Uhr und Steckdose. Ritzel ein Zahn größer, ein Muss, wenn man auch Straße fährt. Grundsätzlich finde ich den Ansatz mit der kurzen Übersetzung prima fürs Gelände, die Voge-Konstrukteure zeigen dadurch viel Vertrauen in ihren Motor, weil sie damit hohe Dauerdrehzahlen zulassen. Normalerweise sind die Mopeds eher zu lang übersetzt.
1000km-Inspektion habe ich selbst gemacht inkl. Ventilspiel, alles sehr einfach und prima zugänglich. Auch die Verkleidung ist ruckzuck herunter. Ölfilter HiFlo HF 112, wie bei der Kawa KLX 300, das war wohl die Kopiervorlage für die Voge. Der Motor hat Tassenstößel, die verstellen sich in Praxis so gut wie nie. Schläge aus der Gabel kamen bei mir durch falsch eingestellte Lenklager, die hatten zu viel Spiel. Die Einstellung ist etwas fummelig, aber jetzt passt es. Das Vorderrad war nicht ausgewuchtet, da fehlten 30 Gramm, beides zusammen wird wohl bei manchen Ursache der Fahrwerksunruhen sein. Zur Voge gehört nicht nur ein deutsches, sondern auch ein englisches Bedienerhandbuch, das ist völlig anders aufgebaut, viel ausführlicher und enthält auch einige Infos und Daten zur Wartung.
Hier noch ein Tipp, für alles die es nervt, wenn immer die Entlüfter-Flasche beim Bremsenentlüften umfällt: Ich finde die Maschine toll, die Straßen- und Geländeeigenschaften sind prima, das Preis-/Leistungsverhältnis stimmt. Nur zwei Sachen stören mich wirklich: Die Sache mit den Reifengrößen, weil wir am Ende damit völlig unnütz den TÜV bereichern müssen und der magere Rostschutz. So manches ist nur dünn mit Lack überzogen, z. B. der Auspuff, und wird wohl bald nicht mehr schön aussehen.
Langer Beitrag – danke allen, die bis jetzt gelesen haben, für euer Interesse!
Viele Grüße
Klaus