Ich bin Marvin und fahre seit ca. 1Jahr eine Voge 300 Rally als zweit Motorrad. Ansonsten bin ich auf einer Honda Africa Twin von 2017 (60tkm) unterwegs.
Ich habe dieses Forum bisher dankbar verfolgt und dachte ich melde mich nach reichlich Erfahrung mit dem Fahrzeug auch mal zu Wort. Aktuell bin ich auf dem Rückweg nach 14 Tage Marokko Tour. Gefahren wurde hauptsächlich Offroad, unter Anderem die Dakar Stages durch die Wüste entlang der Algerischen Grenze.
Aber nun zum Moped. Vorweg, die Bezeichnung Rally ist natürlich ebenso wie bei der Honda mit viel Ironie zunehmen. Mit Rally hat dieses Motorrad absolut nichts zu tun. Dennoch ist es eine brauchbare Reiseenduro. Auf Asphalt ist das Reisen auf der Voge natürlich aufgrund der Motorisierung gegenüber den großen Schiffen deutlich entschleunigt. Im Gelände hat das geringere Gewicht vorallem im Sand und Schlamm große Vorteile. Ich hatte in Marokko sehr viel Spaß mit der Maschine. Trotz 35kg Gepäck waren auch die 3000er Pässe kein Problem. In Sandfelder und Dünen kam ich damit sehr gut zurecht. Die Zuverlässigkeit ist für den Preis wirklich erstaunlich. Bis auf einige lose Schrauben (habe das Lenkerende verloren) hat die Voge auch die härtesten Pisten gut weggesteckt. Langzeit Vollgasfestigkeit wurde auch bewiesen... Pannen gab es keine.
Modifikationen im Vorfeld:
- Navihalterung hinter dem Windschild von Ali Express
-Klappbare Spiegel und Brems- Kupplungshebel von Ali Express
-Motorschutz aus Metall von Ali Express
-Langer Schalthebel von Ali Express
- Weitere USB Anschlüsse und 12V Zündungsplus für Kompressor unter Sitzbank
Reifen:
Mitas XT+ Vorne 90/90-21 Hinten 120/90-18 Heavy Duty Schläuche und Luftdruck 2-2,5Bar
Reifeneintragung mit hin und her beim Tüv am Ende kein Problem. Tipp: laut Tüv Umrechnungstabelle ist hinten 130/80-18 analog zum Originalreifen und einfacher einzutragen.
Übersetzung:
Ich habe mir das 15er Ritzel besorgt aber Gott sei Dank nicht eingebaut. Einen so kurz übersetzten 1. Gang braucht man wirklich in keiner Situation. Allerdings kommt die Motorisierung in vielen Situationen schon mit der originalen Übersetzung an ihre Grenzen. In höheren Lagen, bei Steigung oder auf gerader Fahrt mit Wüstenwind sind Vollgas oft nicht mehr als 90-95kmh drin. Daher macht eine längere Übersetzung in meinen Augen nur bei Ausfahrten im Flachland sinn.
Fahrwerk:
Das Fahrwerk macht eine erstaunlich gute Figur. Nach Anpassung der Vorspannung macht das Federbein einen guten Job. Vorne ist die Gabel zu weich und neigt bei zügiger Gangweise auf welliger Piste zu Durchschlägen, aber für eine OEM Gabel völlig ok und fahrbar.
Bremsen:
Die Vorderbremse könnte griffiger sein und einen besseren Druckpunkt haben. Vermutlich lässt sich das mit anderen Belägen optimieren. Ich bin bei den Originalen geblieben, da diese auch bei hohen Temperaturen auf Pässen gleichmäßig funktionieren und an den höheren Kraftaufwand am Bremshebel gewöhnt man sich schnell.
Die Hinterradbremse finde ich gut.
Luftfilter:
Der Luftfilter ist leider minderwertig und ich habe im Vorfeld keinen passenden Vorfilter gefunden. Resultat ist Staub hinter dem Luftfilter. Auf Dauer sicher nicht toll für das Triebwerk! Da muss nachgearbeitet werden!
Service:
Ich habe nach 5tkm einen Service gemacht. Das wurde auch mehr als Zeit. Ich kann nicht empfehlen die angegebenen Serviceintervalle auszureizen. Bei 1,4l Öl und einem Miniölfilter kann das nicht funktionieren. Ist aber kein großes Problem. Die Teile kosten ja nichts, nehmen nicht viel Platz weg, der Service ist einfach und auch unterwegs in 15min erledigt.
Kette:
Die original Kette macht einen sehr guten Job und die Verschleißgrenze ist nach 8tkm noch nicht in Sicht. Gefahren wurde mit Fett oder auf Wüstenetappen trocken.
Getriebe:
Leider unpräzise und manchmal sehr hakelig.
Lack:
Alle Plastikteile und auch der Rahmen sind sehr minderwertig lackiert. Sogar die Eloxierung des Motors verschwindet durch Reibung des Stiefels. Das ist leider schlecht, aber irgendwo muss sich der Preis widerspiegeln.
Ansonsten ist der Seitenständer etwas zu lang und erschwert das sichere Abstellen des Fahrzeugs im Gelände.
Ich hoffe ich kann bei dem ein oder anderen mit den Infos etwas weiterhelfen oder zumindest unterhalten.

Die Voge ist in Sachen Preis-/ Leistung wirklich sehr gut, mit leichten Kompromissen. Zum ernsthaften Reisen wären 10-15 PS bei gleichem Gewicht mehr und hier und da eine bessere Verarbeitung wie beim Lack wünschenswert. Es sollten vor Nutzung alle Schrauben nachgezogen und oder eingeklebt werden. Hier wird von Voge leider viel geschlampt. Ansonsten ist das Moped für den Alltag oder für puristische Enduroreisen sehr zu empfehlen!
MFG
Marvin