
Man könnte es auch als "Motorrad fahren als Psychotherapie" bezeichnen.
Vorab, es geht um privates und nicht um Voge, Moped, oder Technik allgemein, sondern nur um mich und meine Gedanken dazu.
Also, ich hatte im April 2024 einen Herzinfarkt.
Bin nach dem Einkaufen auf dem (Fuß)weg nach Hause zusammengebrochen, hab mit dem Kopf eine tiefe Kerbe in den den Fußweg geschlagen und lag dann da rum. Das war so gegen 16:00 Uhr.
Ich kann mich nicht mehr an Einzelheiten erinnern, aber es fing damit an, daß ich das Gefühl hatte die Einkaufstüte würde immer schwerer, der linke Arm tat plötzlich weh und ich konnte nicht mehr schlucken und bekam keine Luft mehr.
Dann gingen mir die Lichter aus.
Als sie wieder angingen lag ich in einem RTW der mit Blaulicht auf dem Weg in Krankenhau war.
In der Notaufnahme war man sich nicht sicher was überhaupt passiert war, ich, blutüberströmt mit einer mega Kopfplatzwunde, vorerst nicht ansprechbar, hat man sich erstmal auf den Kopf konzentriert. CT, MRT, volles Programm...
Eine namentlich ästhetische Chirurgin hat mir dann das Gesicht geflickt (herzlichen Dank nochmal dafür daß gerade eine "Schönheits-OP"-Fachärztin Notdienst hatte) und das nicht einfach zusammengetackert wurde.
Erst als ich dann wieder bei mir war (nachdem die ganzen Schmerzmittel, die ich aufgrund der Kopfverletzung bekommen hatte) abgeklungen waren und ich von den Schmerzen im Arm, der Atemnot etc. erzählen konnte hat man mir ein EKG angelegt und und ziemlich schnell festgestellt daß da was nicht stimmt. Das war dann so gegen 02:00.
Also ab in den Herzkatheter-Raum, Katheter rein (das macht überhaupt keinen Spaß, auch wenn Ärzte was anderes sagen) und direkt mal so eben 3 Stents gesetzt.
Dann im Juni planmäßig der nächste Krankenhausaufenthalt mit Herzkatheteruntersuchung.
Noch 2 Stents bekommen.
Im August dann Reha, erst auf 3 Wochen gesetzt, dann auf 4 Wochen verlängert.
Reha ist eigentlich ein anderes Wort für Boot-Camp: Ergometertraining bis zur totalen Erschöpfung, Kraft- und Ausdauertraining bis zum umfallen.
Das ganze mit Mittzwanziger weiblichen Therapeutinnen (unter ärztlicher Aufsicht) die in hautengen Leggins und Tanktops die Übungen lächelnd mitmachen.
Vor denen man natürlich nicht abkacken will. Also Reha = 4 Wochen Dauermuskelkater = massiv Schmerz!
Aber warum erzähle ich das ganze? Das interessiert doch eh' niemanden.
Aber was mir sehr geholfen hat: Moped fahren.
Ich bin im Mai mit der Voge wieder an die Ostsee gefahren. So nach dem Motto "sehen und sterben".
Dann im August an den Gardasee (hin mit Übernachtung in Dasing bei München, zurück mit Übernachtung in Augsburg).
Mein Arbeitgeber hat mich im Juli gekündigt (angeblich betriebsbedingt).
Amerikanisches Unternehmen, offensichtlich ohne Kenntnis des deutschen Rechts.
Sofortige Freistellung, also wie im Film mit Pappkarton den Arbeitsplatz räumen und raus.
Dank meines Anwalts bekomme ich seit Mitte Juli bis Ende Oktober weiterhin mein Gehalt, dann einen "richtig" großen Koffer voller Geld als Abfindung.
Es geht mir also aktuell sowohl körperlich, psychisch als auch finanziell richtig gut.
Ich kann mich auf mich und meine Gesundheit konzentrieren.
Und jetzt kommt der Punkt: Ich fahre viel mit dem Möp umher, das ist sowas wie Psychotherapie für mich.
So "banale" Dinge: mal zur höchsten Eisenbahnbrücke Deutschlands fahren (Müngstener Brücke) und Demut vor der Leistung der Menschen vor 150 Jahren spüren, zum Gipfel des höchsten Bergs der Niederlande (mit 322,5 Metern üNN lacht man darüber), aber es gibt mir was.
Das Leben ist tatsächlich einfach viel zu kurz. Und es kann plötzlich und wie mit einem Notausschalter zu Ende sein.
Wie beinahe bei mir: man fällt plötzlich einfach so um. Ich habe keine Ahnung wie, warum und durch wen die Rettung informiert wurde, aber ich bin echt dankbar!
Sorry wenn ich euch gelangweilt habe.